Parlament

Aus HMS Blackwater Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Im 18. Jahrhundert bestand das britische Parlament in Westminster aus zwei Kammern – dem Oberhaus (House of Lords) und dem Unterhaus (House of Commons). Nur Leute aus Großbritannien (also England, Wales und Schottland) waren hier vertreten – Irland, sowie auch die Insel Man und die Kanalinseln, hatten eigene Parlamente.

Oberhaus

Im Oberhaus waren die Adligen vertreten – die Barone, Vizegrafen, Grafen, Marquise und Herzöge des Königreichs sammelten sich hier. Auch die mächtigsten Bischöfe der anglikanischen Kirche – allen voran die Erzbischöfe von Canterbury und York, der Fürstbischof von Durham, und die Bischöfe von London und Winchester – waren im Oberhaus vertreten. Die Mitglieder des Oberhause, Peers genannt, waren die reichsten Grundbesitz der des Königreichs. Vor dem Niedergang seiner Macht am Ende des 19. Jahrhunderts war das Oberhaus noch sehr mächtig, auch wenn sein Einfluss gegenüber dem Unterhaus schon im Sinken begriffen war. Dennoch konnte das Oberhaus noch immer problemlos das Unterhaus blockieren, aus eigener Initiative Gesetzesvorschläge machen und das Unterhaus mit eigenen Vorstößen überrumpeln.

Unterhaus

Im Unterhaus des Parlaments schlug das Herz der britischen Demokratie. Anders als im Oberhaus waren die Abgeordneten im Unterhaus gewählt.

Unterhaus-Abgeordnete (im Volksmund als Members of Parliament, kurz MPs, bezeichnet, auch wenn das Parlament mehr umfasste als nur das Unterhaus) kamen vor allem in zwei Arten vor.

Die erste Art der MPs kam aus den Grafschaften. Jede Grafschaft stellte zwei MPs. Diese MPs mussten einen Landbesitz im Wert von 600 Pfund oder mehr haben, und nur Landbesitzer im Besitz von Land, welches mehr wert als 40 Shilling war, konnten diese Grafschaft-MPs wählen. Aus diesem Grund waren Grafschaft-MPs zumeist aus der ländlichen Gentry (dem Niederadel) und repräsentierten deren Interessen.

Die zweite Art der MPs kam aus den Städten – genau gesagt, den Städten mit Stadtrecht. Jede Stadt mit Stadtrecht stellte zwei MPs. In den Städten wählten die Bürger (Freemen) ihre Abgeordneten – das Bürgerrecht aber besaß nur die Oberschicht und das Großbürgertum; die meisten Stadtbewohner hatten nicht das Bürgerrecht. Auch MPs aus Städten mussten Landbesitz haben; allerdings musste dieser bloß 300 Pfund wert sein. So mancher reicher Bürger einer Stadt kaufte bloß Land, um sich als potentieller MP in seiner Stadt zur Wahl stellen zu können.

Es gab noch eine dritte Art an MPs; Abgeordnete aus den Universitäten von Oxford und Cambridge. Diese wurden von den Studenten und Professoren in jenen Universitäten gewählt, und mussten selber einen Abschluss von jenen Universitäten haben.

Rotten Boroughs

Dieses System, entwickelt im Mittelalter, war schon im 18. Jahrhundert hoffnungslos veraltet. Enorme Städte wie London mit tausenden von Männern mit Bürgerrecht schickten genauso viele Abgeordnete (zwei) nach Westminster wie winzige Dörfer wie Old Sarum oder Dulwich. Eine der größten Städte Großbritanniens, Manchester, hatte kein Stadtrecht und war daher überhaupt nicht vertreten. Auch die Grafschaften waren verschieden groß; die enorme Grafschaft Yorkshire und die winzige Grafschaft Rutland stellten genau gleich viele Abgeordnete.

Schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts führte dies zu Kontroversen und Reformbestreben, aber erst 1832 wurde dieses System abgeschafft – bis dahin war es an der Tagesordnung, dass diverse Familien einen Sitz total dominierten, die wenigen paar Wahlberechtigten einfach schmierten und, ohne irgendetwas tun zu müssen, für sich und ihre Klienten ein kuscheliges Plätzchen im Unterhaus hatten.

Das Vertrauen des Parlaments

Das Vertrauen des Parlaments war eine enorm wichtige Doktrin, nach welcher das Parlament ablief. Es war am König, den Premierminister zu ernennen; es war aber wichtig, dass er darauf schaute, dass dieser Mann das Vertrauen des Parlaments besaß. Dies bedeutete, dass der Premierminister sich darauf verlassen konnte, dass zumindest die Hälfte der Leute sowohl im Unterhaus wie auch im Oberhaus für ihn und seine Regierung stimmen würden. Dieses Vertrauen wurde oft an den Parteigrenzen gezogen – es wäre für einem Mann, dessen Partei nicht über die Mehrheit der Stimmen im Unterhaus verfügt, unmöglich, als Premierminister zu regieren. Wenn ein Premierminister es nicht mehr schafft, seine Gesetzesvorschläge durch das Unterhaus zu bringen, so muss der König wohl oder übel einen neuen Premierminister ernennen, der das Vertrauen des Parlaments hat und dies auch schafft – eine Minderheitsregierung ist fast unmöglich, ohne dass ein Premierminister enorme Kompromisse mit seinen Kontrahenten eingeht.