Gentry: Unterschied zwischen den Versionen
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Comportment ist ein englisches Wort, welches Kleidung, Benimm, Reputation und Einstellung beinhaltete. Die Gentry musste sich gut und standesgemäß kleiden; entsprechende Etikette beweisen im gesellschaftlichen Umgang; ihr Ansehen stets zu mehren versuchen; und gesellschaftlich akzeptable politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ansichten haben. | Comportment ist ein englisches Wort, welches Kleidung, Benimm, Reputation und Einstellung beinhaltete. Die Gentry musste sich gut und standesgemäß kleiden; entsprechende Etikette beweisen im gesellschaftlichen Umgang; ihr Ansehen stets zu mehren versuchen; und gesellschaftlich akzeptable politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ansichten haben. | ||
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Landbesitz und Studium von passendem Benimm verhalf einer Familie nicht in den Stand der Gentry, wenn sie nicht von anderen Familien der Gentry in ihrer Grafschaft oder Kolonie als solche anerkannt wurde. Selbst wenn eine Familie zu Landbesitz kam, so musste das noch nicht bedeuten, dass die hochstehenden Familien ihrer Umgebung sie mit offenen Armen als einer der ihren einstufte. Manchmal konnte das ein paar Generationen dauern; manchmal geschah das schnell. Es hing viel mehr vom Verhalten, den Aktivitäten und der Reputation einer Familie ab als von uralter edler Abstammung (auch wenn jene sehr hilfreich war). | Landbesitz und Studium von passendem Benimm verhalf einer Familie nicht in den Stand der Gentry, wenn sie nicht von anderen Familien der Gentry in ihrer Grafschaft oder Kolonie als solche anerkannt wurde. Selbst wenn eine Familie zu Landbesitz kam, so musste das noch nicht bedeuten, dass die hochstehenden Familien ihrer Umgebung sie mit offenen Armen als einer der ihren einstufte. Manchmal konnte das ein paar Generationen dauern; manchmal geschah das schnell. Es hing viel mehr vom Verhalten, den Aktivitäten und der Reputation einer Familie ab als von uralter edler Abstammung (auch wenn jene sehr hilfreich war). |
Aktuelle Version vom 8. November 2015, 00:33 Uhr
Die Gentry war die Land besitzende Oberschicht des British Empire. Gesellschaftlich stand sie zwischen dem titulierten Adel, der Nobility, sowie der Bourgeoisie. Mit dem kontinentalen Niederadel ist die Gentry nicht unbedingt gleichzusetzen; die gesellschaftlichen Übergänge waren viel fließender, die Voraussetzungen für den Stand waren andere und das Selbstverständnis dieser Gesellschaftsschichten war anders.
Ein Mitglied der Gentry nannte man Gentleman bzw Gentlewoman.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis ins späte Mittelalter bestand die Gesellschaft der britischen Inseln aus einem 3-Klassen-System (Klerus, Adel, Bürgertum), welches sich aber im Zeitalter der Tudors dramatisch änderte. Der untitulierte Adel heiratete vermehrt ins Bürgertum ein, und Großgrundbesitzer, selbst wenn nicht aus ritterlichen Familien, begannen sich als Edelleute zu sehen. Aus dieser Verschmelzung von landbesitzenden Schichten entwickelte sich die Gentry des 18. Jahrhunderts, verknüpft durch Heirat und Freundschaften sowohl mit der Nobility wie auch der Bourgeoisie.
Voraussetzungen für den Gentry-Stand
Die Gentry bestand nicht unbedingt aus alten adligen Familien, sondern viel eher aus Familien, welche eine Reihe von Voraussetzungen erfüllte, welche man in zwei Teile unterteilen konnte: - Angemessene Einkunftsquellen und - „Comportment“ - Anerkennung der Familie als Gentry innerhalb ihrer Grafschaft oder Kolonie
Angemessene Einkunftsquellen
Wichtig für jedes Mitglied der britischen Gesellschaft, welches sich als Mitglied der Gentry nennen würde, war ein angemessenes Einkommen. Das Einkommen musste so hoch sein, dass es dem Gentleman und seiner Familie erlaubte, mit einem gewissen Maß an Luxus und Komfort zu leben. Zumindest theoretisch sollten diese Einkünfte nur erwirtschaftet werden aus dem Land, welches der Gentleman besaß (zB Einkünften von Mieten, Abgaben und Naturalien). Wichtig war im traditionellen Verständnis auch, dass der Gentleman nicht selber arbeitete.
Comportment
Comportment ist ein englisches Wort, welches Kleidung, Benimm, Reputation und Einstellung beinhaltete. Die Gentry musste sich gut und standesgemäß kleiden; entsprechende Etikette beweisen im gesellschaftlichen Umgang; ihr Ansehen stets zu mehren versuchen; und gesellschaftlich akzeptable politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ansichten haben.
Lokale Anerkennung
Landbesitz und Studium von passendem Benimm verhalf einer Familie nicht in den Stand der Gentry, wenn sie nicht von anderen Familien der Gentry in ihrer Grafschaft oder Kolonie als solche anerkannt wurde. Selbst wenn eine Familie zu Landbesitz kam, so musste das noch nicht bedeuten, dass die hochstehenden Familien ihrer Umgebung sie mit offenen Armen als einer der ihren einstufte. Manchmal konnte das ein paar Generationen dauern; manchmal geschah das schnell. Es hing viel mehr vom Verhalten, den Aktivitäten und der Reputation einer Familie ab als von uralter edler Abstammung (auch wenn jene sehr hilfreich war).
Rolle der Gentry
Die Gentry sah sich als die „Offiziersklasse“. Nur sie hatte das Vermögen, ihren männlichen Angehörigen Kommissionen bei der British Army zu verhelfen. Auch wenn der Aufstieg in der Royal Navy nicht so sehr mit Geld verbunden war wie in der Armee, sondern vielmehr mit Meriten, so war auch die Offiziersklasse der Marine von Abkömmlingen der Gentry dominiert –auch wenn es für Leute aus armen Schichten in der Marine eine Spur leichter war, empor zu steigen.
Abgesehen von jenen militärischen Aufgaben nahm die Gentry auch örtliche Verwaltungsaufgaben wahr, wählte Abgeordnete, beteiligte sich an der Regierung und dominierte das höhere Beamtentum, sowie auch den gehobenen Klerus.
Ideal und Realität
Auch wenn das Idealbild eines Gentleman war, dass er nicht arbeitete und sein Geld ausschließlich durch die Einnahmen seines Landes erwirtschaftete, so konnte man dies im 18. Jahrhundert nicht pauschalisieren. Vermehrt wurden Personen – besonders mit akademischen Berufen, wie Ärzte, Anwälte und Priester, aber auch erfolgreiche Kaufleute und Industriekapitäne – zur Gentry gezählt, wenn sie denn ausreichend Land besaß sowie passende Etikette zur Schau stellte. Wichtig war weiterhin, dass man sich nicht ohne Not die Hände dreckig machen durfte, wenn man als Gentleman durchgehen wollte – auch wenn es durchaus modisch wurde, als „Gentleman Farmer“ selber Hand anzulegen beim Anbau der eigenen Felder, nicht aus Notwendigkeit, sondern zum Zeitvertreib und zum Hobby.